Material/Dokumentation

Festivalbegleitprogramm für junge Kurator*innen
Erstes Programm beim State of the Art Festival 2012 in Hildesheim:

*[reanimieren, rekonstruieren, rediskursivieren] 

Unter diesem Titel vertieften, beleuchteten und ermittelten junge Kurator//innen gemeinsam den Diskurs über das Kuratieren in den performativen Künsten. Neben mehreren Treffen im internen Lab präsentieren sie in einem öffentlichen Programmpunkt in verschiedenen Gesprächen ihre Ergebnisse den übrigen Festivalbesucher//innen. Dabei diskutieren sie kuratorische Praxis im Allgemeinen sowie ausgehend vom State of the Art insebsondere dessen Spezifik des Diskursivierens von Aufführungen.

jkG MAGAZIN #1

Donnerstag

A) Lost in Translation –  Diskursivieren als Übersetzungsvorgang

IMG_3249 IMG_3298

Wenn eine Verschriftlichung, ein ‚in Sprache versetzen‘ einer Aufführung als Übersetzungsvorgang verstanden wird, schliesst sich die Frage an, wie sich sinnliche Wahrnehmungen verbalisieren lassen. […] Übersetzung sollte dabei nicht als in lediglich eine Richtung führender Vorgang gedacht werden, sondern möglichst als Schleife – zurück zum Ursprung, dem Künstler oder der Produktion…weiterlesen

B) „Wie soll ich mich nennen ohne in anderer Sprache zu sein?“

– Kuratorische Selbstbeschreibungen, neue Terminologien *[&] das Einbeziehen anderer Felder

IMG_3305  IMG_3315

Was haben Kurator*[innen] in den Darstellenden Künsten zu suchen? Eine polemische Frage und dazu noch keine besonders Neue, aber trotzdem unbeantwortete. Dramaturg*[innen], Intendant*[innen] und Regisseur*[innen] – alle wenden letztlich kuratorische Strategien an…weiterlesen

C) Kataloge, Labels *[&] Programmhefte 

IMG_3344

Nahezu jedes Festival liefert einen Apparat an schriftlichen Dokumenten digitaler und/oder analoger For, die das eigentliche Programm begleiten, ergänzen und diskursivieren. Diese Dokumente stellen einerseits wichtiges Instrument und Hilfsmittel zur Imagebildung und Festschreibung des Festivals in größeren Kontexten dar. Andererseits haben sich viele Formate auch längst überlebt…weiterlesen

„Pause“

IMG_3275 IMG_3286 IMG_3260 IMG_3267

D) Konzeptgespräche, Einführungen *[&] Artist Talks

  • Verbalisierung und interprofessionelle Kommunikation

Gespräche bilden eine wichtige Säule im Produktions- und Rezeptionsprozess performativer Künste. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Produktionsprozesses werden in Konzeptionsgesprächen Ideen ausgetauscht, vor Aufführungen führen Einführungen in Thematik und ästhetische Setzungen einer Produktion ein. In Künstlergesprächen werden im Anschluss an die Aufführungen Eindrücke zwischen Künstlern und Publikum ausgetauscht, Fragen gestellt und beantwortet…weiterlesen

E) Ein Dasein zwischen Künstler*in [&] Kurator*in? – Residenz und Produktionsformate als künstlerisch kuratorische Setzungen

In der kuratorischen Praxis lässt sich zwischen einzeln abgesteckten, temporär sehr stark begrenzten Arbeiten […] und kuratorischen Setzungen längerfristiger Projekte […] unterscheiden. […] Was passiert aber, wenn wir die Trennung zwischen kuratorischer und künstlerischer Arbeit längerfristig auflösen? Was könnte eine Öffnung zueinander, ein Rollenwechsel oder ein befreiter Umgang mit kuratorischen und künstlerischen Strategien für die Idee, die im Raum steht, bedeuten?…weiterlesen

IMG_3247

Freitag

Fragen für’s Frühstück:

– Wie kann man im Reden über Kunst / Aufführungen unterschiedliche Positionen/Meinungen sinnvoll zusammenbringen?

– Welche Formen der Verbalisierung von Kunst / Aufführungen sind denkbar?

– Welchem Zweck dienen Verschriftlichungen von Aufführungen?

– Welche Arten von Übersetzungevorgängen begegnen uns während des Festivals (State of the Art)?

– Wie sind die Aufführungen im Festival kontextualisiert und wie werden sie diskursiviert?

– Wie gestaltet sich das zeitliche Verhältnis von performativen Künsten zu Gesprächen in deren Kontext? Gibt es Möglichkeiten, Gespräche mit Beteiligung des Publikums im Produktionsprozess zu intergrieren?

– Wer fixiert Kunst? Muss Kunst fixiert werden? Wie kann Kunst im Internet fixiert werden? Wie kann ein Festival als Gesamtinszenierung fixiert werden? Wie greifen Medien (idealerweise) ineinander, um Kunst zu fixieren?

– Was willst du vor, was nach einer Aufführung über die Aufführung wissen?

– Wie ist das Festival vermittelt? Wo beginnt ‚Vermittlung‘? Wie auffällig tritt diese Vermittlung in Erscheinung?

IMG_3397

Ein Gesprächsprotokoll (Auszug)
Anne Herwanger

„Ich habe mich beim Frühstück mit einer kleinen Gruppe über die Frage ausgetauscht, inwiefern Kurator*[innen] Instanzen darstellen müssen oder dürfen […] Dafür, dass Nachbesprechungsformate einen echten Mehrwert haben, ist […] wichtig dass diese Formate nicht nur die Sichtweise der Kuratorin des Kurators wiedergeben und besprechen, sondern ein Austausch auf Augenhöhe stattffindet. Dafür muss die kuratierende Person ein echtes Interesse an den Meinungen und Beobachtungen der Festivalteilnehmenden zeigen und Vermittlungsformate als einen Raum für deren Artikulation gestalten.“

IMG_3402 IMG_3401

*& [Frühstücksdokumentation]
Jannikhe Möller

Ein Festival als Gründungsort/- Gegenstand zu wählen, welches sich selbst als „unkuratiert“ bezeichnet, verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise die Relevanz einer Diskussion in den Darstellenden Künsten um den Begriff des Kuratierens und der Kurator_in. Denn so stellt sich die Frage, ist nicht jede Form der Gestaltgebung, der Auswahl eine Form des Kuratierens, ganz gleich ob dies eine Person tut, die sich als Organisator_in oder Realisator_in versteht? Auch wenn sich die Junge kuratorische Gesellschaft  erstmalig auf einem Festival trifft, welches allen Inszenierungen eine Bühne bereitet, die sich vor Anmeldeschluss bewerben, so ist die Junge kuratorische Gesellschaft, doch auf einem Festival unterwegs, dass ein Aufgabenfeld der Kurator_in sehr gezielt versucht zu erforschen: das Nachgespräch.

Das State of the Art probiert verschiedene Nachgesprächsformate aus, von der Nachgesprächsmaschine zur Expertenrunde. Diese Vielfalt der Formate und die Bereitschaft des Publikums sich an dem Angebot des Nachgesprächs zu beteiligen, führen dazu sich mit dem Gespräch als kuratorische Praxis und/oder Strategie auseinanderzusetzten. Am Anfang der Vorbereitung eines solches Formates stehen Fragen: An wen richtet sich dieses Gespräch? Mit wem wird dieses Gespräch geführt? Gibt es ein „echtes“ Interesse an dem Gespräch, welches über die Beschreibung des Gesehenen hinaus geht? Welches Interesse hat die Künstler_in in einem solchen Gespräch? Dient das Gespräch der weiterführenden Beschäftigung oder der Vermittlung des Stoffes, mit dem die Aufführung seine Zuschauer_innen konfrontiert?

 

%d Bloggern gefällt das: